Ich muß gestehen, dass ich die Nachricht vom Tod des mutmaßlichen Anführers der Pariser Terroristen zwar nicht bejubelt, es aber auch gar nicht bedauert habe. Allerdings neige ich trotzdem dazu, diesen feigen Attentätern ein langes Leben hinter Gittern zu wünschen – den schnellen Abgang nach den Morden gönne ich Ihnen nicht. Sie stehlen sich aus der Verantwortung und suhlen sich in ihrer Selbstgefälligkeit, dem Anspruch, das Richtige im Namen ihres Gottes getan zu haben und werden leider (in diesem Leben) nicht mehr dazu kommen, über ihre Taten nachdenken zu müssen.
Welche Konsequenzen ziehe ich aus den letzten Tagen?
Was mein Verhalten, meine Pläne, meine Ansichten angeht: wenig. Ich weigere mich, mir von jemand mit Gewalt ein anderes Weltbild aufzwingen zu lassen. Zumal es noch nicht einmal die Option gibt, nebeneinander zu existieren.
Die islamistischen Fanatiker handeln nur nach der infantilen Maxime: ich will das nicht, es muss weg! Das widerspricht allen Werten, an die ich glaube und für die ich einstehe. Es widerspricht (nach meiner Meinung) auch den Traditionen der Wiege unserer Zivilisation. Wir haben ein Erbe auch aus dem Gebiet von Euphrat und Tigris, ein Vermächtnis in der Form von Palmyra, Petra, Abu Simbel. Ich kann die Weltanschauung ihrer Erbauer nicht teilen, aber ihre Leistung respektieren – genauso wie Machu Picchu, Angkor Wat oder Stonehenge oder die Alhambra. Welche Überheblichkeit, Arroganz und zeigt sich darin, dass man diese einmaligen Zeugnisse menschlicher Leistungsfähigkeit unwiderruflich zerstört?
Natürlich habe ich Angst, dass es auch in Deutschland bzw. in Europa weitere Attentate geben wird. Wird daraus ein globaler Krieg? Ich hoffe es nicht und glaube es auch nicht. Ich bin der Überzeugung, dass sich der “gesunde Menschenverstand” irgendwie durchsetzen wird. Allerdings kann es sein, dass es noch viele, auch unschuldige Opfer geben wird. Falls ich dazu gehören sollte, kann ich es durch keine meiner Handlungen verhindern. Ich werde nicht in den Krieg gegen den IS ziehen. Ich werde nicht dafür stimmen, Flüchtlinge pauschal aus Deutschland auszuweisen – auch wenn langfristig nicht jeder hier aufgenommen werden kann, beide Extreme – bedingungslose Aufnahme wie komplette Abschottung – sind keine sinnvollen Optionen.
Die Freiheit eines Jeden endet bei der Einschränkung seiner Mitmenschen. Wir können nicht auf Kosten anderer Leben, allerdings haben diese auch nicht das Recht, von mir die Aufgabe meines Lebens zu verlangen. Nur mit Toleranz und Kompromissbereitschaft werden wir langfristig auf dieser Welt miteinander existieren können.
Ok, nun will IS gerade das nicht. Aber ich unterstelle ihren Führern auch, dass es kaum um ihren Glauben und das Wohl ihrer Gefolgsleute geht – es geht um Macht und wirtschaftliche Interessen.