
Schreibmaterial…
Ich habe vor langer Zeit einen Füllfederhalter gehabt (nicht in der Schule, obwohl: da natürlich auch, bei uns war es jedenfalls noch üblich 🙂 ). Einen schlichten, silbernen Parker Sonnet mit Feder M, der auch mit den großen Tintenpatronen benutzt werden konnte. Blaue Tinte, was sonst? Die Kappe nicht zum schrauben sondern nur aufgesteckt und insgesamt einfach und elegant. Ich bin mir gar nicht sicher, wann ich ihn bekommen oder ob ich ihn selbst gekauft habe… Die zugehörigen Stifte (Druckbleistift und Kugelschreiber) habe ich immer noch, nur dieser Füller ist mir irgendwann während des Studiums abhanden gekommen.
Eigentlich war das kein richtiger Verlust (auch finanziell nicht wirklich, er kostet heute neu ca. 60 Euro), da ich zwischenzeitlich ohnehin viel mehr mit Kuli oder Faserstiften schrieb. Aber mit Tinte war es für mich immer irgendwie anders. Auch wenn meine (wirklich nicht besonders gute) Handschrift unter den Tintenklecksen eher noch mehr litt. Während des Studiums führte dann allein schon wegen der rauhen Bedingungen im Labor und dem Hörsaal (von Cafeteria usw. ganz abgesehen!) kaum ein Weg an Kugelschreiber oder Faserstift vorbei, allein schon um ein wischfestes Ergebnis zu bekommen. Und auch später habe ich allein wegen der allgegenwärtigen Werbe-Kulis viel mehr damit bzw. mit Bleistiften geschrieben, als mit Tinte. Trotzdem hat Tinte für mich immer die Aura der Eleganz gehabt, etwas was ich gern benutzen wollte, aber einfach nicht die richtigen Mittel dazu fand.
Wie auch immer, ich habe in den folgenden Jahren immer wieder Anläufe genommen, diesen einen Stift bzw. das Schreibgefühl wieder zu finden. Ich habe einen sehr schönen, grünen Pelikan M200 von meiner Großmutter – mit Gravur – geerbt, passend dazu den Druckbleistift. Nur leider ist er nicht mehr ganz dicht, so dass die Tinte zum auslaufen neigt und mit der feinen Feder habe ich etwas Probleme. Mittlerweile habe ich mir einen Ersatz mit Feder M gekauft, aber so richtig warm sind wir nicht miteinander geworden…
Einen Parker Füller habe ich mir natürlich wieder besorgt. Allerdings konnte ich das „Original“ nicht mehr finden, entweder hat Parker das Design leicht geändert (mein neueres Modell hat einen viel breiteren Clip und wirkt… irgendwie grober) oder ich habe eine falsche Erinnerung. Jedenfalls schreibt er an sich nicht schlecht, aber er neigt eigentlich genau in die entgegengesetzte Richtung zum Pelikan: hier ist die Feder M zu dick, die Striche eher Linien und für meine verknoteten Buchstaben in der Schreibschrift kommt einfach zu viel Tinte auf das Papier.
Mein Faber-Castell ist das bisher teuerste Modell gewesen. Er liegt schwer in der Hand (was ich eigentlich von Gefühl her mag), schreibt ganz ordentlich und „macht etwas her“. Trotzdem ist er nicht perfekt – ich habe ihn gern dabei und bin auch nicht abgeneigt ihn zu benutzen, aber wie soll ich das sagen – ich freue mich nicht richtig darauf, mit ihm zu schreiben. Aber trotzdem kann ich ihn ohne große Vorbehalte empfehlen, er ist schön und erfüllt seinen Zweck.
Seit kurzem habe ich wieder begonnen, meine Gehversuche im Zeichnen und Malen fortzusetzen. Dabei bin ich über einen erfolglosen Acryl-Ausflug über Wasserfarben zu Bleistift-Skizzen gekommen. Mittlerweile freunde ich mich – dank der Aquarell-Stifte von Faber-Castell – wieder mit Wasserfarben an und habe schon ein paar Experimente gemacht. In diesem Zug bin ich auf die Bücher von Felix Scheinberger gestoßen („Mut zum Skizzenbuch“ und „Wasserfarbe für Gestalter“ , beide sehr zu empfehlen!) und darüber auf die Idee, in nicht nur mit Blei- oder Faserstiften zu zeichnen, sondern auch mit verschiedenfarbigen Tinten. Natürlich geht das nicht sinnvoll mit einem Füller, da man die Patronen ja nicht schnell wechseln kann (bei den Kolbenfederhalter von Pelikan ist das noch weniger möglich). Separate Federn und die entsprechenden Tintenfässchen mit mir herumzutragen kam auch nicht in Frage. Auf der Suche nach günstigen Füllern bin ich dann auf die Marke Jinhao gestoßen. Bereits der erste Füller hat mich ziemlich überzeugt, das Schreibgefühl ist angenehm leicht, der Stift zwar eher schwer, aber so liegt er gut in der Hand. Jedenfalls hat er mir so gut gefallen, daß ich gleich noch zwei weitere geordert habe – benutzt werden sie jetzt mit den Farben braun (Waterman sepia), rot (Lamy, in einem weißen Füller 😉 ) und grün (eine Neon-Farbe, die mit dem Stift geliefert wurde. Die Feder ist hier eine F, was aber recht gut zu der Farbe passt, die einen feinen Strich verlangt. Eigentlich etwas grell, aber ein netter Kontrapunkt zu den dunklen Farben). Dazu noch schwarz (Faber-Castell) und blau (Parker).
Somit habe ich jetzt in meiner Füller-Sammlung (immerhin acht Stück) genügend Auswahl, um gerne damit zu arbeiten. Zum Schreiben an sich habe ich leider immer noch nicht die passende Kombination gefunden, zumal ich selbst mit Moleskine-Notizbüchern so meine Erfahrungen mit verlaufener Schrift oder durchgebluteten Seiten machen musste (aktuell zeichne ich auf Clairfontaine oder Hahnemühle Aquarellpapier und schreibe seit neuestem mit den Füllern im Flexbook (von The Writing Fields, habe ich bisher nur bei Amazon gefunden…) – oder eben weiter mit Kuli oder Faserstift im Moleskine oder Leuchtturm 1917). Aber vielleicht kommt ja noch der eine, ultimative Füller. Bis dahin male ich mit Bleistift und Faser, Pinsel und Füller – alle haben ihre eigenen Vor- und Nachteile oder vielmehr ihren eigenen Charakter. Und das ist gut so! 😀